Hörst Köhler, Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland, und in des Bundestages Gnaden, war auf Reisen - nach Afghanistan. Dort besuchte er die deutschen Truppen, die die Welt am Kunduz (Kundus) verteidigen. Mit dabei Reporter. Darunter Christopher Ricke im Auftrage des Deutschlandradio Kultur.
Köhler gab eben jenen Ricke ein Interview und sagte dabei:
Meine Einschätzung ist aber, dass insgesamt wir auf dem Wege sind, doch auch in der Breite der Gesellschaft zu verstehen, dass ein Land unserer Größe mit dieser Außenhandelsorientierung und damit auch Außenhandelsabhängigkeit auch wissen muss, dass im Zweifel, im Notfall auch militärischer Einsatz notwendig ist, um unsere Interessen zu wahren, zum Beispiel freie Handelswege, zum Beispiel ganze regionale Instabilitäten zu verhindern, die mit Sicherheit dann auch auf unsere Chancen zurückschlagen negativ durch Handel, Arbeitsplätze und Einkommen. Alles das soll diskutiert werden und ich glaube, wir sind auf einem nicht so schlechten Weg.Ich wiederhole: Meine Einschätzung ist aber, ... , dass ein Land unserer Größe mit dieser Außenhandelsorientierung und damit auch Außenhandelsabhängigkeit auch wissen muss, dass im Zweifel, im Notfall auch militärischer Einsatz notwendig ist, um unsere Interessen zu wahren, zum Beispiel freie Handelswege, zum Beispiel ganze regionale Instabilitäten zu verhindern, die mit Sicherheit dann auch auf unsere Chancen zurückschlagen negativ durch Handel, Arbeitsplätze und Einkommen.
Interessant, oder?
Nun kann man ja dem höchsten Politiker der Republik hoch anerkennen, dass er da ist, wo der Schuh drückt, während die Kanzlerin umherreist um deutsche Unverbindlichkeiten zu klären und der Aussenminister ... (ja, Herr Westerwelle, wo Sind Sie eigentlich?)
Aber, dass er sich so, sagen wir mal verspricht? Wunschdenken? Freudscher Versprecher? Oder doch, wie man bei den Rhetorikkenntnissen unserer Volksvertreter ausgehen kann: Absicht?
Eigentlich egal, denn es ist raus, was raus musste - erst war es ein Hilfseinsatz, sozusagen unter weisser Flagge - später ein bewaffneter Konflikt, dann ein umgangssprachlicher Krieg - und jetzt eben ein militärischer Einsatz um unsere (wirtschaftlichen) Interessen zu wahren. Geht doch! Danke, Herr Bundespräsident!
Achso, dass es natürlich nicht so gemeint war, dass meint Spiegel Online wissen zu müssen:
Im Bundespräsidialamt beeilte man sich, die Äußerungen des Staatsoberhaupts zu präzisieren. Köhler habe nicht ausdrücklich auf die Afghanistan-Mission der Bundeswehr angespielt, sagte ein Sprecher SPIEGEL ONLINE. Er habe als Beispiele für die Begründung militärischer Einsätze auch "die Verhinderung regionaler Instabilität und den Schutz freier Handelswege" genannt. "Diese Äußerungen des Bundespräsidenten beziehen sich auf die vom Deutschen Bundestag beschlossenen aktuellen Einsätze der Bundeswehr wie zum Beispiel die Operation Atalanta gegen Piraterie", so der Sprecher.Und weiter:
Tatsächlich wird die Anti-Piraterie-Mission unter anderem damit begründet, "den zivilen Schiffsverkehr auf den dortigen Handelswegen" zu sichern - so die Formulierung im aktuellen Mandat. Von Atalanta war im Interview mit dem Deutschlandradio allerdings nicht die Rede. Köhler wurde ausdrücklich nach Afghanistan gefragt, worauf er mit allgemein gehaltenen Einlassungen antwortete.(Hervorhebung von mir)
Fragen und Notizen:
Starben deutsche Soldaten dort für einzelne wirtschaftliche Interessen?
Darf man nun das Wort Krieg in den Mund nehmen?
Wer fliegt demnächst zu den Jungs und erklärt ihnen wozu sie ihr Leben riskieren, Frau Merkel?
Wer bezahlt den Einsatz - die wirtschaftlichen Auftraggeber?
#Update: "Die Kriegsparteien im Bundestag sind sauer auf Bundespräsident Horst Köhler (CDU). Nicht, weil das Staatsoberhaupt die deutschen Soldaten in Afghanistan dreist anlügt (»Ihre Landsleute stehen Ihrem Einsatz alles andere als gleichgültig gegenüber. Sie haben Rückhalt und Unterstützung.«), sondern weil er der hiesigen Öffentlichkeit die Wahrheit über die eigentlichen Kriegsgründe näherbringt. Die Bundeswehr ist demnach am Hindukusch zur Durchsetzung wirtschaftlicher Interessen und der Sicherung von Handelswegen. SPD und Grüne, die die Bundeswehr vor gut acht Jahren in den Krieg um Brunnen, Mädchenschulen und Demokratie in Afghanistan geschickt haben, sind außer sich. Und auch seinen Parteifreunden geht Köhlers offenherziger Realismus zu weit."
AntwortenLöschenschreibt die jungeWelt.
http://www.jungewelt.de/2010/05-28/061.php
ich wusste es - hagen ist wirklich ein böser - ist er doch schuld am rücktritt von eurem präsi ;P immerhin hat er über ihn hier gebloggt...
AntwortenLöschenNee @_annubis_ ... war bestimmt nicht meinetwegen. Aber eine Antwort darauf findest du unter http://pruzzen.blogspot.com/2010/06/gejagt-ohne-jager.html
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