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MeinungsBlog

Sonntag, 13. Februar 2011

Ist Trauer rechtsradikal?

Jedes Jahr das gleiche - das selbe -
ein paar Leute versammeln sich und schreiten davon um sich erneut zu versammeln und Reden zu hören.
zeitgleich versammeln sich andere Leute um ebenso reden zu hören.
Jeder einzelne Leut' denkt dabei etwas anderes, manche halten Fahnen, Plakate oder Laken in den Händen.

Trauer? Wehmut? Wenigstens Gedenken? ... sieht anders aus!

Dabei wollten einige in Dresden aufmarschieren um an Opfer, an Bomben und dem Luftangriff zu erinnern.
Doch sollte man sich mit denen sympatisch werden, könnte man schnell in die aussenrechts-braune Ecke gestossen werden. Denn die wahren Demokraten, so liest man, stehen auf der anderen Seite und versuchen eben diesen "Nazi"aufmarsch zu verhindern. Egal das Nazi von Nationalsozialismus kommen mag und Sozialismus eher links hinzugerechnet werden könnten.
Interessant, wenn man dazu Nachrichten von links bis rechts vergleicht:

werbung:
 www.FIGHTtv.de
:werbung ende

PROTESTE GEGEN NEONAZIS IN DRESDEN

Menschenkette gegen rechts

Am Jahrestag des Bombenangriffs auf Dresden haben mehr als zehntausend Menschen mit offiziellen, aber auch spontanen Veranstaltungen gegen Neonazis protestiert.
sind die ersten Worte der taz. In dem Artikel heisst es dann:
In Dresden ist mit einer Menschenkette der Opfer des Bombenangriffs vom 13. Februar 1945 gedacht und zugleich ein Zeichen gegen den Missbrauch des Gedenktages durch Neonazis gesetzt worden. NPD-Mitglieder erschienen etwa am Sonntagvormittag wieder bei der Kranzniederlegung auf dem Heidefriedhof. Die Menschenkette konnte schon vor dem Glockenläuten um 14 Uhr auf der etwa 3,5 Kilometer langen Route geschlossen werden. Nach taz-Informationen folgten bis zu 10.000 Menschen dem Aufruf der Stadt, die Stadtverwaltung spricht von 17.000. [...] 
Viele Dresdner werfen der Stadtverwaltung auch vor, die Menschenkette nicht zeitgleich mit dem 15 Uhr beginnenden Aufmarsch der Jungen Landsmannschaft Ostdeutschland (JLO) ausgerufen zu haben. Eine Ursache dafür könnte die zur gleichen Zeit stattfindende Verleihung des Dresden-Friedenspreises an den Pianisten und Dirigenten Daniel Barenboim sein. "So etwas kann man besser planen", kommentierte Christian Demuth vom Verein "Bürger Courage".
Und natürlich kann man bei diesem Zitat schmunzeln, oder auch nicht:
 "Das Aufhalten genehmigter Demonstrationen ist nicht Sache der Bürger, sondern der Polizei", antwortete de Maizière auf die Frage nach der Legitimität von Blockaden. "Mein ganzes Bestreben geht dahin, dass wir in Dresden nach und nach wieder zum stillen Gedenken kommen werden", bekannte er.
Genehmigte Demonstrationen soll also die Polizei aufhalten ... aha - die Polizei wieder als Marionettenfigur und Lückenfüller, als Prellbock und letzte Hoffnung der Politik.

Andererseits schreibt die Junge Freiheit zum selben Thema:
Heute geht es darum, wie der deutsche Staat und die deutsche Gesellschaft an diese Untat und ihre Opfer erinnern. Mit jedem Jahr wird die Verlegenheit größer. Grund ist die schlichte Tatsache, daß die Opfer des Dresdner Massenmordes – Deutsche waren! Noch immer gibt es keine öffentlichen Rituale, die geeignet sind, die Aufwallungen individueller Trauer zu adaptieren.
In diesen Hohlraum des Bewußtseins stößt die Junge Landsmannschaft Ostdeutschland (JLO) mit ihrem Trauermarsch. Das diesjährige Motto „Recht auf Gedenken – der Wahrheit eine Gasse“ zielt weniger auf das Totengedenken als auf die Ausweitung politischer Spielräume. Das hat seine Berechtigung, weil das simple, von politischen Interessen diktierte Geschichtsbild der Bundesrepublik die unverstellte Trauer und Totenklage blockiert.
Interessant - und überlegenswert sind die Worte dieser Wochenzeitung, wenn es heisst:
Weil aber die Organisatoren und Teilnehmer des Marsches sich erfahrungsgemäß zu großen Teilen aus dem Umfeld der NPD rekrutieren, werden selbst diejenigen Bürger, die innerlich mit dem konkreten Anliegen sympathisieren, sich vor einer Solidarisierung hüten. Auf längere Sicht besteht die Gefahr, daß Trauerbekundungen für die Opfer des Bombenkriegs in den Ruch reiner „Nazi-Veranstaltungen“ rücken.
[...]
Trauer – das Vergegenwärtigen und Verarbeiten eines Verlustes – ist stets „lebensweltlich konkret“ und wird über die „Mythologie der Verwandtschaft“ (Peter Furth) generiert. Jedoch untersagt die Vergangenheitsbewältigung eine Identifikation mit den verwandten, den deutschen Opfern. Die auf eine deutsche Alleinschuld abgestellte Geschichtsdogmatik erpreßt die Identifikation mit jenen Toten, die von Deutschen verursacht wurden, während eigene Verluste zu nachgeordneten Funktionsgrößen von Rache, Vergeltung, verdienter Strafe schrumpfen.
Der so präparierte, bundesrepublikanische Staatsmensch imaginiert also eine Opfergeschichte, der die verwandtschaftliche Beglaubigung fehlt und die die Verdrängung tradierter eigener Erfahrungen erzwingt. Diese allgemeine Neurotisierung objektiviert sich mit dialektischer Zwangsläufigkeit in der Gestalt des vermeintlichen Neonazis beziehungsweise Rechtsextremen, der das Verdrängte auszusprechen wagt. Damit macht er sich zum Haß- und Jagdobjekt. In ihm bekämpft der Staatsmensch, was auch in ihm verbotenerweise nach oben zu drängen droht.
Kein Volk, das so dahindämmert, kann frei sein. 
Weitere Informationen von 2010 und aus diesem Jahr.
PS: Der Text und die Diskussion der Zeit lohnen sich, um nachzulesen und weiter (nach) zudenken ...
PPS: Ist man ein Nazi, wenn man den Opfern in Deutschland, den deutschen Opfern im allgemeinen gedenkt?

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